Sonntag, 7. Dezember 2014

Mit Jakob Boehme in die Gegenwart tauchen

Jakob Böhme war Schumacher - und Philosoph, Visionär, Mystiker. Zeitlebens nur von einer kleinen Schar von Anhängern umgeben, hatte er großen Einfluss auf die verschiedensten Dichter und Denker nachfolgender Epochen und ist doch auch heute vielen Menschen unbekannt. Zu Unrecht, findet Alexander Goretzki. Der Oldenburger Komponist und Performer sieht in Jakob Böhme etwas, das er als Anker in der Vergangenheit bezeichnet. Der Görlitzer Schuster ist für ihn Meilenstein auf dem Weg in die Moderne, der gegenüber den populäreren literarischen und philosophischen Geistesgrößen der nachfolgenden Jahrhunderte stets in den Hintergrund tritt - zu Unrecht, findet Goretzki.
Gemeinsam mit Pfarrer Dr. Marc Röbel begibt er sich inmitten der diesjährigen Adventszeit auf eine Expedition in schwankende Gefilde. Im Rahmen des Stapelfelder Philosophicum untersuchen der Priester und der Künstler gemeinsam, was uns mit einem vierhundert Jahre zurückliegenden Mystiker „in die Gegenwart tauchen“ lässt, so der Untertitel der Veranstaltung, die am 10. Dezember in der Katholischen Akademie Stapelfeld stattfindet. 
gedankenskizze in farbe, zeichnung und selbstsicht

Als Musiker und Darsteller hat Alexander Goretzki den Textkompositionen in Böhmes fulminanten Erstlingswerk Aurora oder die Morgenröte im Aufgang eine Dynamik abgelauscht, die - so Goretzki - lautes Lesen, das den Energien der Texte folgt, ein Ergreifen der Sprache, eine Sprachperformance, erforderlich macht - darunter versteht er die Transposition des geschriebenen Wortes in die Wirklichkeit des Jetzt, vergleichbar der Aufführung einer Symphonie, die zwar auch als Partitur in der Schublade ihre Größe hat, doch erst im Erklingen ihr eigentliches Sein entfaltet.
Das dynamische Denken, die beweglichen Begriffe, die Suche nach der richtigen Schilderung, die dramatischen Geschehnisse zwischen den Qualitäten des Bitteren Süßen Herben Salzigen, zwischen Erzengel Michael und Luzifer oder zwischen Blitz und Wasser, aus denen die Aurora sich zusammensetzt - all diese Eigenheiten in Jakob Böhmes Schrift gedeihen und erblühen erst in einem nach Aussen gerichteten Sprechen, in dem auch jene bestürzenden Wiederholungen, Redundanzen und Litaneien einen ganz anderen - einen energetischen? rituellen? - Sinn offenbaren, die die Aurora als ein Werk erscheinen lassen, das einem Hologramm gleicht, jenem dreidimensionalen Bildverfahren also, das in jedem seiner Bestandteile das Ganze enthält. 

Ankündigung in der Nordwestzeitung 
Ankündigung auf der Homepage der Katholischen Akademie Stapelfeld 

dasein - vier qualitäten

Sonntag, 30. November 2014










Weltschmecken II : 

Eine weitere Expedition in das seltsame,  eigenwillige wie luzide Weltgefüge des Jakob Böhme. 
Diesmal in Zusammenarbeit mit Pfarrer Dr. Marc Röbel im Rahmen des von ihm geleiteten Stapelfelder Philosophicum als Veranstaltung zum Jahresende "Aus-Klang".
Weiter unten finden sich die Verweise auf zwei Projektdarstellungen, in denen ich meinen Zugang zu Jakob Böhme beschreibe.
Insbesondere das Projekt WELT SCHMECKEN I, das auf einer Voraufführung im Rahmen der WERKSTATT WOHNZIMMER basiert, hat viel mit dem Abend im Dezember zu tun.